In meinen Beratungsgesprächen erlebe ich oft, dass viele Menschen jahrelang zögern, über ihre sexuellen Probleme zu sprechen.
- Sexualität ist einer der intimsten und sensibelsten Lebensbereiche, was das Schweigen und die Isolation sogar noch verstärkt.
Dabei kursieren zahlreiche falsche Vorstellungen, insbesondere dann, wenn es um Sexualstörungen oder Sexualtherapie geht. Dieser Artikel soll mit den häufigsten Mythen aufräumen.
Falsche Vorstellungen über den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele
Viele Menschen denken, dass ihr Körper wie eine Maschine funktioniert – unabhängig von geistigen und emotionalen Empfindungen. Sie trennen ihre Gedanken und Gefühle von ihren körperlichen Reaktionen. Doch inzwischen wissen wir durch zahlreiche Studien und Forschungen, dass sich Geist, Körper und Seele sich nicht voneinander trennen lassen.
In der Sexualtherapie schaffen wir ein Bewusstsein dafür, diesen Zusammenhang besser zu verstehen. Durch dieses Verständnis werden die wahren Ursachen sichtbar, welche zu den Belastungen führen und in deren Folge zu sexuellen Störungen wie Erektionsproblemen, Libidoverlust oder vorzeitigem Samenerguss beitragen.
Diese ganzheitliche Herangehensweise, die Geist, Körper und Seele miteinander verbindet, bietet die besten Chancen, solche Probleme zu lösen.
Informatives hat auch die AOK zum Thema Sex und Gesundheit zu berichten.
Der Sexualmythos: „Ich muss funktionieren, sonst bin ich nicht gut!“
In vielen Beziehungen wird Sexualität oft nach einem starren Muster erlebt:
Ein Partner gibt den Impuls zur Intimität. Es folgen kurze Küsse und Berührungen. Danach kommt es zur körperlichen Stimulation und schließlich zum Geschlechtsverkehr, der meist auf den Orgasmus abzielt.
Wenn der Körper in einer dieser Phasen nicht wie gewünscht funktioniert, entstehen oft Schuld oder Schamgefühle – entweder gegenüber sich selbst oder dem Partner.
Viele Menschen setzen sich unter Druck, „funktionieren“ zu müssen, und erlauben sich keinen Raum für Abweichungen oder Schwäche. Ihr Selbstwertgefühl wird eng mit der sexuellen Leistungsfähigkeit verknüpft. Wenn die Erwartungen dann nicht erfüllt werden, führt dies häufig zu Rückzug und einem Verlust der Intimität.
- Eine Sexualtherapie kann mir nicht helfen „Es ist wie es ist!“
Ein sehr häufiges Sexualtherapie-Missverständnis ist, dass viele Menschen glauben, ‚das kann mir sowieso nicht helfen‘. Die Wahrheit jedoch ist, dass diese Einstellung von dem Erfolg abhält. Natürlich ist es immer eine große Herausforderung über ein so intimes Thema, wie die persönliche Sexualität zu sprechen.
Doch sich zu öffnen und die Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist in vielen Fällen schon der erste Schritt zur Besserung.
Sexualtherapeut